Zeitgenössische Fotografie

Thomas Ruff, Cindy Sherman

Die Perspektiven Cindy Shermans und Thomas Ruffs repräsentieren den fotografischen Fokus der Dauerausstellung. Auf den ersten Blick stellen beide mit ihren Arbeiten einen nüchternen, klaren und ungeschönten Blick auf die Wirklichkeit dar, was auf den zweiten Blick jedoch gebrochen wird.

Die US-amerikanische Fotografin Cindy Sherman zur rechten setzt sich in ihrem Oeuvre mit den stereotypen Darstellungen von Weiblichkeit und Identität auseinander und fordert ihr Publikum durch die Überzeichnung und Kostümierung ihrer Porträtierten ästhetisch heraus. Die schonungslosen Fotografien gehen oft bis ins Groteske und stellen klassische Schönheitsideale und gesellschaftliche Normen in Frage. Sherman scheut sich dabei nicht, oftmals selbst in die Rolle der Porträtierten zu schlüpfen und greift dabei auf die Kunst der Maskerade zurück. Gleichzeitig ermächtigen sich damit ihre Porträtierten dem wertenden Blick von außen und werfen uns diesen zurück. Seit den späten 1970er-Jahren sind ihre Fotografien ein gesellschaftskritischer, stellvertretender Spiegel unserer normierten Geschlechterkonzepte und dekonstruieren diese.

Thomas Ruffs Sternenbilder stehen der Schwangeren als Kontrast gegenüber und zoomen von der Nahsicht in den weitesten, der Wissenschaft und Technik verfügbaren Winkel hinaus, indem der Künstler Aufnahmen des European Southern Observatory benutzt, diese beschneidet und einen selbst definierten Ausschnitt bestimmt. Ruff verhilft dem fotografischen Material somit zu einem ästhetischen Gehalt und erzeugt hier, ähnlich wie Sherman, eine Inszenierung und ein reizvolles Spiel zwischen Nähe und Distanz, von Greif- und Sichtbarem und purer Imagination.

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