Farbflächen
Lothar Quinte bis Bernd Berner
Dass sich die optische Kunst der späten 1950er und 1960er-Jahre nicht nur durch geometrische, ruhelose Formen, visuelle Täuschen und dem offensichtlichen Einsatz von Bewegung und Licht auszeichnet, beweist der 1923 geborene Lothar Quinte mit seinen viel stilleren Arbeiten. Er gehört mit seinem nahezu monochromen und subtilen Oeuvre zu den führenden Vertretern der Op-Art. Das 1965 entstandene Schlitzbild besticht nicht nur durch seinen klaren und symmetrischen Aufbau, sondern ist auf den zweiten Blick ein herausragendes Beispiel visueller Überraschung. Keinesfalls lässt sich das großformatige Gemälde lediglich als rote Farbflächenmalerei beschreiben. Vielmehr zeigt es das Zusammenspiel der Farben Rot, Schwarz und Blau, die allesamt ihren eigenen Raum auf der Leinwand beanspruchen und die Komposition strukturieren.
Lothar Quinte, der zu Lebzeiten auch etliche Kirchenfenster gestaltet, erinnert uns daran, wie vielschichtig Farben sein können, wenn das Licht auf sie einwirkt. Kräftiges Schwarz erscheint plötzlich zart und kommt in seiner zurückhaltenden Schattierung fast schimmernd daher. Der Übergang vom kühlen Blau zum warmem Türkis ist fließend und lässt sich sonst nur in der Natur beobachten, wenn etwa hereinfallende Sonnenstrahlen das Meer schattieren. Trotz der reduzierten Formen auf der zweidimensionalen Leinwand entsteht bei Quinte eine regelrechte optische Vibration, in die unser Blick hineingezogen wird.