Meisterhafte Porträts

Normunds Brasliņš

Obwohl die uns ersten bekannten Porträts schon in der Antike aufzufinden sind, erreicht die Porträtmalerei ihren Höhepunkt schließlich in der Renaissance: Leonardos Mona Lisa, Dürers Selbstporträt oder Holbeins Erasmus von Rotterdam gehören längst zu den Ikonen der Kunstgeschichte. Der Einfluss der Malerei des 15. und 16. Jahrunderts auf die Arbeit des 1962 geborenen lettischen Malers Normund Brasliņš ist evident. Ähnlich wie Jahrhunderte zuvor, rücken die hier gezeigten Ölgemälde – alle nach 2010 entstanden – den Menschen in all seinem Glanz in den Mittelpunkt. 

Brasliņš spürt einen bemerkenswerten Moment der Ruhe auf und die Arbeiten bekommen in unserer schnelllebigen und reizüberfluteten Welt eine besondere Aktualität. Sie werden zu einem unerreichbaren Sehnsuchtsort ohne Ablenkung und Lärm. Die symmetrisch angeordnete „Wine Party“ zur linken zeigt dies deutlich: Keine Hintergrunddetails stören die 5 Personen, die mit ihren harmonischen Gesichtszügen, der blassen Haut und ihrer schlanken Gestalt auf das antike, und in der Renaissance wieder aufgegriffene, Schönheitsideal verweisen. Dem Raum wird überhaupt keine Bedeutung zugemessen, sie widmen sich einzig dem Zusammensein und dem Genuß. Ihre anmutigen, beinahe manieristisch überzeichneten Körper ruhen völlig in sich und stehen in einem inneren Dialog zueinander. Die Blicke sind kontemplativ, Mimik und Gestik wirken fast rätselhaft. Und doch brechen die beiden äußeren Figuren die Unnahbarkeit der Gruppe und laden uns nicht nur ein, ihren Blick zu erwidern, sondern auch Teil des Geschehens zu werden.

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