Stunde Null
ZERO
Wie kann Kunst nach 1945 aussehen? Diese Frage stellen sich auch Heinz Mack und Otto Piene, als sie 1958 in Düsseldorf die Künstlergruppe ZERO gründen. „Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang“, schreiben sie in ihrem Manifest und verweisen mit ihrem Begriff zwar auf die „Stunde Null“ des 8. Mai 1945, heben dabei aber vor allem den Gedanken des Neubeginns und des damit verbundenen Idealismus hervor. Beeinflusst vom Monochronismus eines Yves Klein oder dem Konstruktivismus eines Piet Mondrian gilt es, eine hoffnungsvolle und puristische Ästhetik zu etablieren, in der sich vor allem das Licht und die Bewegung entfalten sollen. Die frühen kinetischen Werke der Gruppe – also sich bewegende, mit Licht spielende Objekte – markieren den charakteristischen Ausgangspunkt von ZERO und deuten bereits auf die späteren Arbeiten hin, die wir hier sehen.
In ihrer Leichtigkeit und ihrer Klarheit unterscheidet sich ZERO deutlich von anderen Kunstrichtungen der Nachkriegszeit, wie beispielsweise dem Informel. ZERO erfreut sich am Experiment und testet materielle und ästhetische Grenzen aus. Heinz Macks chromatische Konstellationen versetzen Licht in Farbe, Bernard Aubertin beschlägt seine Bilder mit Stahlnägeln und Otto Piene setzt seine Leinwände dem Feuer aus, wie wir hier an zwei Beispielen sehen können. Das Feuer verwundet die Kunstwerke aber nicht, sondern wird als natürliche und formgebende Komponente in das Bild miteinbezogen. Piene hinterlässt kein Relikt der Zerstörung, sondern manifestiert die Kraft des Elements, das sich beinahe tänzelnd auf der Leinwand niedergelassen hat.