Informel
K.R.H Sonderborg bis Hans Platschek
Dramatik, Zufall, Experiment. So lassen sich die Arbeiten des Informel zusammenfassen, die einen Schwerpunkt der Dauerausstellung der Villa Haiss bilden. Mit Künstlern wie K.O. Götz, K.R.H. Sonderborg oder Fred Thieler sind hier einige der wichtigsten Vertreter der Kunstrichtung ausgestellt. Allen gemein ist der Drang, sich nach dem Ende des 2. Weltkrieges und dem damit verbundenen gesellschaftspolitischen Bruch und der Erfahrung der Katastrophe neu zu finden. So ist es nur konsequent, sich ab den späten 1940er-Jahren vollständig von begrenzender Figürlichkeit und Geometrie sowie einer systematischen Farbkomposition abzuwenden. Vielmehr gilt es nun, den künstlerischen Gestus und die Kraft der befreiten Malerei alleine in den Mittelpunkt zu rücken. Durch die vollständige Auflösung von Form und Komposition werden wir regelrecht in die Arbeiten hineingezogen und verlieren uns in der Dynamik der schwungvollen Pinselstriche und der sich überlagernden, spontan entstandenen Farbkleckse.
Die Arbeit von K.R.H Sonderborg gegenüber des Treppenhauses zeigt dies auf eindrückliche Weise: Der als “Maler ohne Atelier” bekannte Sonderborg, der aufgrund einer angeborenen Fehlbildung eines Arms keine Leinwände aufspannen kann, legt diese daher auf den Boden vor sich und bemalt sie in Windeseile von allen Seiten. Die Titel seiner Werke bestehen häufig aus dem Datum und der minutengenauen Uhrzeit der Erschaffung der jeweiligen Arbeit und verweisen auf deren dynamischen Entstehungsprozess. Trotz ihrer ästhetischen und ideellen Gemeinsamkeiten zeigen die Arbeiten hier aber auch die Vielschichtigkeit, die das Informel auszeichnet: Reduzierte Farbigkeit trifft auf dramatisches Kolorit und ausdrucksvolle Bewegung auf zarte Linien.