L.M. Wintersberger, Nörvenich, 1975, 100 x 80 cm, Öl auf LeinwandAnfrage
L.M. Wintersberger, ohne Titel (Selbstportrait), 1975, 130 x 104 cm, Öl auf LeinwandAnfrage
L.M. Wintersberger, ohne Titel, 2007, 110 x 80 cm, Öl auf LeinwandAnfrage
L.M. Wintersberger, ohne Titel, 1994, 130 x 100 cm, Öl auf LeinwandAnfrage
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Sonderausstellung

Portraits im Wandel

Lambert Maria Wintersberger

21. Mai 2023 – 30. Jun 2024
Beletage

Beginn am Sonntag 21. Mai 2023 zum internationalen Museumstag
Freier Eintritt und verlängerte Öffnungszeiten von 12–19 Uhr

Wintersbergers Arbeiten sind oft mystisch und aufwühlend. Sie fordern den Betrachter heraus, verleiten zur Auseinandersetzung und Stellungnahme. Sein Werk hat viele Facetten, thematisch wie auch stilistisch und ist dabei stets eigenwillig und immer überaus authentisch.

In den 60er Jahren gründete der 1941 in München geborene Künstler zusammen mit Markus Lüpertz und anderen die Produzentengalerie Großgörschen 35 in Berlin. In dieser spannenden Zeit setze er sich kritisch mit unserer Gesellschaft, insbesondere der Welt des Konsums und der damit verbundenen künstlerischen Bewegung des Pop-Arts auseinander. Die oberflächliche Welt des Scheins verarbeitete er nicht durch Fügung und Wiedergabe, sondern indem er sich ihr widersetzte und ihr den Spiegel des Unvollkommenen vorhält. So entstanden seine Verletzungsbilder, die ihm zu internationaler Anerkennung verhalfen. Drähte, Klammern oder Rasierklingen verletzen Gliedmaßen, stilistisch jedoch mit Pop-Art-artigen klaren Konturen, harmonischen Farbverläufen und steriler Ästhetik. Dadurch entsteht Distanz zum Menschlichen und doch gehen sie unter die Haut – unter die Oberfläche.

Der Ruf als deutscher Pop-Art-Künstler hinderte ihn nicht daran sein Schaffen, seine Themen und seinen Stil zu verändern. Letzterer wurde in den 70er Jahren naturalistischer, jedoch nie objektiv realitätsabbildend, vielmehr mit starker subjektiver Betonung, teils mit expressiven Tendenzen. Seine eigene Wahrnehmung und innere Haltung den Sujets gegenüber bringt er dabei ungefiltert auf die Leinwand.

Der auch später immer wieder stattfindende Wandel ist Zeugnis davon, dass Lambert Maria Wintersberger sich stets treu blieb, sich im Laufe der Jahre, wie wir alle, mit unterschiedlichen Themen auseinandersetzt. Bei ihm reichen sie vom monumentalen Berg Matterhorn und der Auseinandersetzung mit kleinen Pilzgebilden, über Sport und Konsumprodukte bis zur Mythologie. Die Kritik an gesellschaftlichen Idealen zieht sich durch weite Teile seines Schaffens, wie auch sein eigensinniger Stil. Wintersberger ließ sich nie von flachen Motiven leiten, mit seinen Inhalten beschäftigte er sich tiefgehend, und so überzeugt sein vielseitiges Œuvre von überaus großer Integrität und Authentizität.

Eine Thematik, die immer wieder auftaucht, ist der idealisierte Mensch, den er in zahlreichen Portraits, mitunter Selbstportraits, reflektierte. Diese ziehen sich durch alle Schaffensperioden und weisen somit auch verschiedene Malstile auf. Mal an Pop-Art erinnernd mit klaren Konturen und Verläufen, mal stark gestisch mit dickem Pinselstrich. Die Abbildungen der Portraitierten sind ebenso vielschichtig – Verfremdungen, wie verzogene Gesichter oder versetzte Gesichtsteile, grotesk, mystisch, oder mit erfundenen Accessoires. Der Hintergrund bleibt meist neutral, lässt keinen Aufschluss auf Ort und Zeit, die Aufmerksamkeit liegt ganz auf dem Sujet. Seine Portraits sind nie rein abbildend oder gefällig, sondern meist gegenteilig und setzen damit einen Kontrapunkt zur klassischen Portraitmalerei und dem modernen Schönheitsideal, das Perfektion verlangt, die nie vollkommen erreicht werden kann. 

Die hier gezeigten Portraits reichen von den 70er Jahren bis in die 2010er und werden ergänzt durch weitere Arbeiten aus dem Werk Wintersbergers.

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